Prognosen für die Entwicklung der Hypothekenzinsen klangen 2018 und 2019 stets gleich: Derzeit seien diese niedrig wie. Sie würden jedoch steigen. Dies werde in ein bis zwei Jahren passieren. Wahr wurden diese Einschätzungen nicht. Dieser Trend wird sich auch 2020 (voraussichtlich) nicht ändern.
Der aktuelle Trend: Hypothekenzinsen bewegen sich seitwärts
Die Hypothekenzinsen im Januar 2020 lagen für eine zehnjährige Zinsbindung bei durchschnittlich etwa 0,7 Prozent. Damit waren sie einmal mehr niedrig wie nie – wie so häufig in der Vergangenheit. Tatsächlich bewegen Sie sich aber vor allem seitwärts seit Mitte 2019. Insgesamt ging es zwar geringfügig nach unten, aber beispielsweise im Oktober des vergangenen Jahres stiegen die Zinsen auch leicht. Derzeit bewegen sich die Zinsen auf einem stabil niedrigen Niveau ohne große Ausschläge. Und dies bleibt auch erst einmal so. Vermutlich wird sich daran deutlich über 2020 hinaus nichts ändern. Dies hat die folgenden Gründe:
Baufinanzierungsvergleich
- Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB)
- Einlagenzins der EZB
- wirtschaftliche Entwicklung
- gestörtes Verhältnis von Angebot und Nachfrage
Diese Gründe hängen faktisch alle zusammen und bedingen sich gegenseitig. Im Folgenden seien sie im Sinne der Verständlichkeit dennoch getrennt dargestellt.
Leitzins der EZB – keine Änderung zu erwarten
Der Leitzins beschreibt den Wert, zu dem sich Banken Geld von der EZB leihen können. Kredit- und insbesondere Hypothekenzinsen liegen leicht darüber, damit sich die Refinanzierung für die Finanzinstitute lohnt. Schließlich ist die Differenz aus beispielsweise dem Hypothekenzins und dem Leitzins ihre Gewinnspanne.
Die EZB hält den Leitzins seit geraumer Zeit bei 0 Prozent und hat angekündigt, dies mindestens bis Mitte 2020 nicht zu ändern. Die meisten Experten gehen davon aus, dass auch deutlich über diesen Termin hinaus der Leitzins nicht nach oben korrigiert wird. Der wichtigste Faktor für die Hypothekenzinsen bleibt folglich unverändert.
Einlagenzins der EZB – die Strafgebühr ist gekommen, um (noch) zu bleiben
Der Einlagenzins der EZB war früher das Geld, was die Banken als Belohnung erhalten haben, wenn sie ihr Geld bei der Zentrale in Frankfurt parkten. Seit einigen Jahren hat sich das Ganze ins Gegenteil verkehrt. Wer sein Geld bei der EZB belässt, zahlt eine Strafgebühr von 0,25 Prozent. Die Zentralbank hat deutlich gemacht, dass sie den Einlagenzins nicht wieder streichen wird. Tatsächlich haben einzelne Verantwortliche sogar Sympathie dafür erkennen lassen, die Strafgebühr zu erhöhen.
Banken erhalten also weiter den Anreiz, ihr Geld als günstigen Kredit auszugeben. Hypotheken sind dabei besonders beliebt, schließlich handelt es sich um langfristige Geschäfte, die aufgrund der Immobilien und Grundstücke als Gegenwert gegen die Finanzierungen relativ sicher sind.
Wirtschaftliche Entwicklung – Unsicherheiten helfen den Hypothekenzinsen
Hypotheken und der gesamte Bereich der Immobilienkredite sind aufgrund ihrer Sicherheit klassische „Fluchtfinanzierungen“ für Banken. In unsicheren und wirtschaftlichen Zeiten nutzen sie diese Form der Geldanlage (nichts anderes ist ein Kredit für eine Bank), um ihr Kapital zu schützen.
2019 war wegen der weltweit schwelenden Handelskonflikte und des Brexits ein unsicheres Jahr. Derzeit gibt es wenig Hoffnungen, dass sich dies 2020 ändert. Hinzu kommen politische Unsicherheiten in einigen wichtigen Ländern. In den USA hat der Wahlkampf bereits begonnen. In Deutschland zieht er langsam herauf. Das Bedürfnis der Banken, weiterhin in Hypotheken zu investieren, dürfte deshalb ungebrochen sein.
Gestörtes Verhältnis von Angebot und Nachfrage
Aus den oben genannten Punkten resultiert ein gestörtes Verhältnis aus Angebot und Nachfrage. Weiter ist das Verlangen nach Immobilienfinanzierungen jeder Art sehr groß. Die Banken müssten deshalb eigentlich die Zinsen anheben, um die Bildung einer Blase zu verhindern. Stattdessen sind sie aus den erläuterten Gründen froh über die hohe Nachfrage und belohnen diese mit niedrigen Zinsen – was zu einer noch höheren Nachfrage führt. Die Hypothekenzinsen sind derzeit ein Beispiel dafür, wie ein hohes Angebot und eine ebensolche Nachfrage dazu führen können, dass sich die einschlägigen Werte seitwärts oder leicht nach unten bewegen.
Unsicherheiten im Entwicklungen der Hypothekenzinsen 2020?
Die größte Unsicherheit geht in Deutschland derz eit vom Immobilienmarkt aus. Gerade in den Metropolen explodieren die Preise für Immobilien und Bauland. Eigentlich ist seit geraumer Zeit der Punkt erreicht, in dem die Banken diese Preissteigerung durch niedrige Zinsen nicht mehr kompensieren können. Erreichen die Preise irgendwann ein Level, bei dem die Nachfrage erlischt, kann dies zu deutlich anderen Entwicklungen führen. Die Banken würden aber vermutlich nochmals die Zinsen senken, um die Nachfrage wieder anzuregen. Wahrscheinlich ist ein solches Szenario aber zumindest für das Jahr 2020 noch nicht.
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