Von diesen Faktoren hängt die Bauzinsentwicklung 2020 ab
Auf einen Blick:
- Entwicklung der Zinsen für langfristige Staatsanleihen
- Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB)
- Gesamtwirtschaftliche Situation
- Entwicklung des Immobilienmarktes
Das wichtigste Kriterium für die Entwicklung der Bauzinsen ist der Kurs langfristiger Staatsanleihen. Banken möchten ihr Geld möglichst lange und sicher anlegen. In Deutschland besteht die Auswahl zwischen dem Kauf entsprechender Darlehen und der Ausgabe von Immobilienkrediten. Je tiefer die Zinsen sind, welche von der Bundesrepublik auf ihre Schuldpapiere gewährt werden, desto tiefer sind auch die Immobilienzinsen als Alternative.
Baufinanzierungsvergleich
Zweit-wichtigstes Kriterium für die Entwicklung der Zinsen ist der Leitzins der EZB. Dieser legt schließlich fest, wie teuer Kredite für Banken von der Frankfurter Zentrale sind. Der Leitzins hängt wesentlich von der gesamtwirtschaftlichen Situation ab – dies gilt deshalb auch für die Bauzinsen. Hier gilt: Je schlechter es der Wirtschaft geht, desto niedriger sind die Bauzinsen.
Zu beachten ist ebenfalls der Immobilienmarkt. Hier sollen die Zinsen eigentlich ein Korrektiv für einen überhitzten Markt sein und mit steigender Nachfrage nach oben gehen. Sie verhalten sich allerdings seit Jahren atypisch – dazu in der Prognose mehr.
Prognose der Bauzinsen für 2020
Es dürfte relativ wenig Bewegung in 2020 bei den Bauzinsen geben. Ein weiteres Abfallen auf neueste Tiefststände erscheint wahrscheinlicher als ein Anstieg. Die Zinssätze für deutsche Staatsanleihen sind bis Ende 2019 auf 1,4% gefallen. Die reale Rendite (nach Abzug der Inflation) lag bei -0,19% – zum ersten Mal in der deutschen Geschichte seit der Wiedervereinigung. Bislang deutet kaum etwas daraufhin, dass sich dies 2020 ändert. Zumal der deutsche Haushalt weiterhin große Überschüsse verzeichnet und sich die Bundesrepublik deshalb eigentlich kein Geld leihen muss.
Ein ähnlicher Befund ist für den Leitzins zu erstellen. Dieser steht im Euroraum weiterhin bei 0%. Laut EZB-Beschluss ändert sich mindestens bis Mitte 2020 daran nichts. Die gesamtwirtschaftliche Situation ist durch Unsicherheiten wie den Brexit und den schwellenden Handelsstreit zwischen den USA und China geprägt. Zudem werfen die Umwälzungen, die für den Klimaschutz nötig werden, deutlich ihre Schatten voraus. Es ist deshalb davon auszugehen, dass die Banken auch in Zukunft ihr Geld im sicheren „Betongold“ angelegt wissen möchten und deshalb günstige Zinsen ausgeben.
Einzig der Immobilienmarkt verlangt eigentlich nach dem Gegenteil. Die Preise gingen deutschlandweit seit dem Crash 2008 um durchschnittlich 42% nach oben – in den Großstädten war die Steigerungsrate noch einmal deutlich höher. In Berlin ging es beispielsweise um rund 100% nach oben. Eigentlich müssten die Bauzinsen anziehen, um Druck vom Markt zu nehmen und so einen neuerlichen Crash zu vermeiden. Leider ist dieser Mechanismus aufgrund der anderen Faktoren außer Kraft gesetzt und hat sich ins Gegenteil verkehrt – die Banken lassen die Zinsen niedrig, um die Käufer trotz der hohen Marktpreise weiterhin davon zu überzeugen, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen.
Negativzinsen dürften die Ausnahme bleiben
2019 waren zum ersten Mal für einige Kunden negative Zinssätze zu sehen. Diese dürften allerdings kein Massenphänomen werden. Dazu ist die wirtschaftliche Entwicklung doch noch zu stabil. Einzig eine unerwartete Krise könnte dafür sorgen, dass sich diesbezüglich doch noch etwas ändert. Zieht die Wirtschaft hingegen unerwartet stark an, könnten die Zinsen im zweiten Halbjahr vielleicht leicht nach oben gehen. Sonstige Ausschläge dürften kurzfristiger Natur bleiben. Wir sehen 2020 in etwa die identischen Bauzinsen wie 2019.
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